Mittwoch, 14. September 2016

Buchreview "Rachmaninoffs Geist" M. F. Korn

M. F. Korn. Ein junger Mann träumt davon, ein berühmter Pianist zu werden, und dazu bedient er sich okkulter Mittel. Mit dieser fabelhaften Fähigkeit kommen auch der Schmerz und der Geist, dessen Gaben er sich bemächtigt hat und der ihn warnt, dass genau das geschehen würde. Er ist nicht das erste Opfer, aber kann er das letzte Überlebende sein? 

Mark Connor studiert in der kleinen Stadt Hemsdale Musik, Hauptrichtung Klavier. Er kam von einem anderen Studiengang Ingenieurswesen, den er aber geschmissen hat. Sein Vorspielen beim Professor war gut genug, um aufgenommen zu werden. Er lernt seinen Zimmerkollegen kennen und findet auch bald Anschluss. Aber sein erster Ansprechpartner bleibt vorerst Kirby. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Kirby ist sehr religiös, was Mark darin bestärkt, ihm nichts von seiner Okkultismus-Sammlung zu erzählen. Eines Tages findet er in einem alten Antiquariat das Necronomicon und erwirbt es. Mithilfe des Buches geht sein Wunsch in Erfüllung, ein überragender Pianist zu werden. Er wird bewundert, hat eine Freundin und alles läuft wunderbar. Doch er verändert sich auch langsam aber sicher immer mehr. Bald sind seine Beziehungen zerbrochen, er selbst zerstört sie durch sein umögliches Benehmen. Kirby muss am meisten leiden, da er sich ja das Zimmer mit ihm teilt und es plötzlich umdekoriert vorfindet. Keine Bilderchen aus dem Playboy mehr an den Wänden. Irgendwann riecht es merkwürdig in dem Raum, doch Mark hat immer eine Erklärung parat. Und sein Professor wird nicht müde, sich im Ruhm seines Schülers zu sonnen. Aber da ist dann auch noch Junior, dem manche als den Dorfdeppen bezeichnen, obwohl er für seine Behinderung nichts kann. Doch zusammen mit den Beschwörungsformeln seiner verstorbenen Mutter, deren Grab er jeden Abend auf dem Friedhof besucht, und einer Portion LSD kann er in einem Raum bald eine wabernde Gestalt in einem Trenchcoat erkennen. Immer wieder sagt er den Satz: "Rachmaninoff muss sterben!". Und all das, bevor Mark das Konzert seines Lebens geben soll, auf das alle so gespannt sind.

"Rachmaninoffs Geist" ist ein relativ unblutiger Roman, der dafür aber einen nicht geringen Anteil an Okkultismus und Besessenheit bietet. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sein Leben und seine Seele im Prinzip verkauft, um ein berühmter Pianist zu werden. Der Beste von allen. Das Buch steigt mit einer Vorgeschichte in folgenden Horror ein. Danach lernt man Mark kennen, der endlich in seinem Leben seiner von ihm erträumten Berufung folgen will. Als Pianist ist er eigentlich kaum mehr als Mittelmaß ohne Chance auf Bewährung. Die bekommt er durch das Necronomicon. War er zu Beginn ein freundlicher, junger Mann ohne Arg im Sinne, ändert sich das immer mehr, je größer seine Erfolge hervorstechen. Er verändert sich, verprellt Freunde und Freundin, verkennt Warnungen, die ihm immer wieder in verschiedenster Form dargebracht werden. Rachmaninoffs Geist hat Besitz ergriffen und fordert bald seine Rechte ein und dafür sind Opfer nötig. Nicht jeder überlebt die Obssession und die Leidenschaft, mit der Mark sich seinem Ziel nähert. Aber genauso nähert er sich dem Zusammenbruch. Es folgt eine Choreographie des schleichenden Grauens, der Veränderung eines menschlichen Wesens, der Warnungen und der Drangsal aus dem Jenseits. Und dann die grauenhaften Visionen, die Mark irritieren, aber ihn nicht innehalten lassen. Doch es gibt auch Hoffnung. Die Grundzüge der Story dürften eigentlich jedem einigermaßen geläufig sein, vermute ich mal. M. F. Korn inszeniert seine beängstigende und unheimliche Version in einem recht leicht lesbaren Stil, der die Spannung trotz bekannter Elemente immer weiter steigert und immer wieder einen Bezug zur Kunst aufbaut, die nicht nur aus dem Klavierspiel und Koryphäen des Metiers besteht. Aber er lässt auch die Gier nach Ruhm auf Kosten anderer ins Spiel kommen. Da wollen sich Menschen bereichern und in einem Rampenlicht sonnen, das ihnen gar nicht zusteht, wollen mit der Leistung eines ihnen anvertrauten Schülers selbst in den Ruf eines Genies gelangen, ohne dabei auch nur ansatzweise daran zu denken oder mitzubekommen, was mit dem Jungen geschieht. Dann ist da ja noch der gehandicapte Junior. Mich hat er anfangs etwas an Odd Thomas von Dean Koontz  erinnert, später wurde er aber mehr zu einer Figur, wie sie in jedem klischeehaften Gruselfilm vorkommt. Und der Schluss? Sich dazu seinen Teil zusammenzureimen, sei jedem selbst überlassen. Für mich ergab sich insgesamt solide, gute und unterhaltsame Kost etwas abseits meines gewohnten Lesestoffs. Wer weniger blutrünstige Lektüre schätzt, sich aber einen Schauer über den Rücken jagen lassen will, der ist hier nicht auf dem falschen Pfad.

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